Keine neue Achterbahn, kein neues Bierzelt, keine neue Schießbude hat jemals für so viel Aufregung gesorgt wie die E-Scooter. Denn heuer gibt es die kleinen Flitzer zum ersten Mal während der Wiesn in München. E-Wirbel vor dem O’zapft! Der Grund: Die Stadt – und viele Münchner – haben Angst, dass Wiesn-Besucher auf dem Weg nach Hause oder ins Hotel betrunken kleinere oder größere Katastrophen im Straßenverkehr verursachen.
Denn was nicht alle wissen: Im Gegensatz zum Radl gilt auf dem E-Scooter eine strenge Grenze für die Blutalkoholkonzentration: Schon ab 0,3 Promille kann es mächtig Ärger geben. Fahrer unter 21 Jahren und Führerscheinneulinge in der Probezeit müssen am Roller-Lenker sogar völlig nüchtern sein. Achtung: Schon nach einer Maß ist man also hochoffiziell fahruntüchtig.
Der kalifornische E-Scooter-Anbieter Lime hat aus Vorsichtsgründen sogar einen Idiotentest für die Wiesn eingeführt. Ein Auszug: Frage: „Helm auf dem Roller?“ Antwort 1: „Oh ja“ oder Antwort 2: „Och nee“. Frage: „Besoffen auf dem Roller?“ „Hallo Spaß“ oder „Tschüss Führerschein“. Frage: „Wie viel Alkohol darf man als E-Roller-Nutzer haben?“ „2 bis 4 Maß“ oder „0,25 Promille“. Siehe da: Es wird nichts unversucht gelassen, um den Münchner Straßenverkehr auch während der Wiesn sicher zu machen. Denn wer hier die falsche Antwort angibt, sollte sich sowieso besser gleich ins Bett legen.
Aber mit dem Alkohol nicht genug: Zur Wiesn haben sich die fünf Münchner Scooter-Anbieter Tier, Lime, Voi, Circ und Bird – zusammen bringen sie ungefähr 5000 Scooter auf die Straße – auf leichten Druck des Kreisverwaltungsreferats damit einverstanden erklärt ihr Geschäftsgebiet rund um die Festwiese zu sperren. Hier dürfen also E-Scooter nicht einmal mehr geparkt werden. Es empfiehlt sich, vor Beginn dieser roten Zone den Roller in einer grünen abzustellen – und die restliche Strecke zum Festgelände zu Fuß gehen. Anbieter Voi zum Beispiel belohnt Nutzer mit einem Rabatt, wenn sie sich an diese Regel halten. Damit’s auch wirklich jeder kapiert, bringt die Stadt am Äußeren Sperrring rund um die Wiesn Schilder mit der Aufschrift „NO E-Scooter“ an.
Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen dürfte es vor allem bei Touristen zu einiger Verwirrung kommen, was die Nutzung der E-Scooter betrifft. Jede Trunkenfahrt, jedes verbotswidrige Abstellen wird jene Menschen bestätigen, die die kleinen Flitzer im Straßenverkehr sowieso für überflüssig halten – und davon gibt es in München eine ganze Menge. Dass ausgerechnet in einer Stadt, die so sehr von Hochtechnologie lebt wie München so viel Technologiefeindlichkeit herrscht, ist erstaunlich. Aber sei’s drum. Alles Neue braucht seine Zeit, bis es von der Masse akzeptiert wird. Das galt schon für das elektrische Licht, das Automobil und das Mobiltelefon.
Übrigens: E-Scooter funktionieren allesamt über Smartphone-Apps. Man muss sich anmelden mit Name, Adresse und Kreditkarte. Jede Fahrt kostet ein Euro fürs Entsperren und dann zwischen 15 und 25 Cent pro Minute. Es gilt das Mindestalter von 18 Jahren. Die E-Scooter sind in Deutschland auf 20 Stundenkilometer gedrosselt, während sie im Ausland meist 25 km/h schnell sind. Ist der Akku voll aufgeladen, haben sie zwischen 35 und 50 Kilometer Reichweite.
Auf a friedliche Wiesn und a friedliches Scootern!