Das Oktoberfest: Zwei Jahrhunderte Spiegel des Zeitgeists

Über kein Volksfest wird so viel in Digitalen– oder Printmedien berichtet wie über das Oktoberfest bzw. die Wiesn, wie sie liebevoll von den Bayern genannt wird. Dem Oktoberfest in München wurden unzählige Bücher gewidmet, historische Abhandlungen, Ratgeber erstellt, Kriminalgeschichten erfunden oder spekulative Erkenntnisse des Attentats aus den 1980er Jahren beleuchtet. Ganze Reiseführer wurden eigens nur für die fünfte Münchner Jahreszeit herausgegeben. Sogar Gabriele Weishäupl, die von 1985 bis 2012 Tourismusdirektorin der Landeshauptstadt München und als Festleiterin verantwortlich für die Durchführung des Oktoberfestes war, hat ein kurzweiliges Buch („I bin der Max – Die schönsten Geschichten der Wiesn-Chefin“) über lustige und bewegende Anekdoten aus dieser Zeit geschrieben.

https://www.groupdress.com/

Man hat den Eindruck, dass über das berühmteste Volkfest schon alles geschrieben und bekannt ist. Ende letzten Jahres hat sich nun auch Sylvia Krauss-Meyl, Dr. phil., Archivdirektorin und Abteilungsleiterin im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München mit Thema Oktoberfest befasst. Sie hat in ihrem Buch „Das Oktoberfest: Zwei Jahrhunderte Spiegel des Zeitgeists (Kleine Münchner Geschichten)“ die Wiesn von allen Seiten beleuchtet und nimmt das Oktoberfest sehr ernst. Sie beschreibt in sachlicher Art und Weise die wirtschaftliche Bedeutung für München und das Land Bayern. In frischer Art und Weise fördert sie einige Anekdoten zutage, die so bislang noch nicht bekannt waren.

Das Oktoberfest spiegele den Zeitgeist wider, schreibt sie als Historikerin. Sie beschreibt den Weg der Monarchie zur Demokratie und schildert das Ringen um eine bayerische Identität, indem das Geld und vor allem große Politik eine wichtige Rolle spielen. Natürlich geht sie als Historikerin auf die geschichtlichen Voraussetzungen ein – als Könige versuchen aus einer Volksbelustigung Pferderennen ein bayerisches Nationalfest zu schmieden. Es war die harte Zeit nach der Französischen Revolution die dem Volk noch zu schaffen machte. Der Anlass, die Hochzeit von Therese von Sachsen-Hildburghausen (am 12. Oktober 1810) mit dem Kronprinzen Ludwig war ideal. Übrigens: Das allererste Oktoberfest hieß deshalb noch “Maximilianswoche”

Aber auch bisher noch nicht bekannte Anekdoten machen das Buch zu einer interessanten Lektüre. Ein Muss für jeden der gerne liest und ein Fan der Wiesn ist.

(Bildquelle Wikipedia – Autor Heribert Pohl)